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Trailrunning Jahresabschluss - beim 20. Pražká Stovka 2013 im Böhmischen - ein Bericht von Thomas Rosse


Trailrunning um die tschechische Landeshauptstadt ist für mich kein Neuland. Bei der letztjährigen Auflage, unter extrem kalten Bedingungen, war die Gesamtdistanz noch 125 km. Bei Dauerfrost bis zu -14 Grad kein Leichtes. Dieses Jahr hoffte ich auf eine bessere Vorbereitung und natürlich besseres Wetter. Wie sich herausstellen sollte ist der Dezember kein Garant für Hochdruckgebiete in Mitteleuropa und so machte ich mich mit den Ausläufern vom Sturmtief Xaver auf den Weg nach Prag. Müde am Stadtrand von Prag angekommen, wo die Registrierung und der Start erfolgten, traf ich auch gleich auf zwei deutsche Mitstreiter. Kurz darauf navigierte sich auch der Gripmaster in die Sporthalle ein, wo sich alle Trailrunner einfanden. Kurzer Smalltalk über die Strecke und die nicht fairen Bedingungen die Xaver mitbrachte und so beschloss ich, mich mit dem Auto an den Start fahren zu lassen. Nach einer kurzen aber intensiven Spritztour im Gripmobil durch die Prager Nacht, zum vermeintlichen Start, mussten wir feststellen, das nicht nur die Strecke geändert wurde, sondern auch das Startareal einen neuen Platz gefunden hatte. Ein wenig planlos, leicht desorientiert und die Startzeit im Nacken suchten wir den Weg. Vier Minuten vor dem offiziellen Start kamen uns einige Läufer entgegen. Perfekt durch Stefan lanciert und noch reichlich drei Minuten bis zum Start, war noch genug Zeit den Rucksack zu optimieren und die Stirnlampe zu positionieren.
 



 
Meldebüro von außen und von innen

Nach dem Start von fast 300 Trailern, durch ein Neubaugebiet im südlichen Stadtteil Modřany, ging es recht schnell über teils gefrorene Feldwege und matschige Singletrails in die Wälder des Prager Südens. Nach einigen Kilometern mit Beginn der Anstiege selektierte sich das Feld zunehmend. Zu der Zeit traf ich Ulf wieder, einer der wenigen Deutschen, die ich in der Sporthalle kenne gelernt habe. Im Dunklen, teils bei heftigen Schneestürmen, versuchte ich mich an ein paar Läufer dran zu heften, bei denen ich das Gefühl hatte, sie würden den Weg durch die Nacht gut kennen. Bis auf ein paar kleine Fehltritte und den damit verbundenen zusätzlichen Metern funktionierte diese Strategie gut. Auf den exponierten Höhenlagen und auf den freien Feldern war der Schneesturm so heftig, das die Navigation über eine Wanderkarte und die Wanderschilder unmöglich wurde. Ja, man erkannte kaum den Weg und war der Hoffnung ausgesetzt, möglichst die richtige Richtung einzuschlagen. Müdigkeit setzte bei mir schon recht zeitig ein, trotz körperlicher Höchstarbeit hatte ich große Probleme die Augen offen zu halten. Mit Ulf war ich nun schon seit einigen Kilometern ein gut eingespieltes Team. Auf den Berganpassagen setze er sich meist leicht von mir ab, damit ich in den Downhills wieder aufschließen konnte. Auf den Flachstücken war dann meistens Zeit auch ein bisschen zu quatschen. Zu einer Zeit als mich die Müdigkeit wieder einmal überkam entschloss ich mich aufgrund von noch anderen Faktoren die lange Distanz von 145 km auf 80 zu reduzieren und lieber auf dieser Strecke ein ordentliches Ergebnis abzuliefern. Auf Selbstzerstörung hatte ich nach gut 20 km keine Lust und gute 50 km lagen ja selbst noch für die 80 km – Strecke vor uns. Nachdem wir bei Kilometer 25 die Moldau überquerten, trafen wir den Herrn Repke wieder, welcher mit vollem Fotoequipment tolle Bilder vom Lauf machte.

 


 
die goldene Stadt bei Nacht Kampf durch den Schneesturm


 



 



 

Trail-Impressionen


Zu dieser Zeit lagen wir sehr gut auf Kurs und immer in den Top 30. Irgendwann, mitten in der Nacht, als der Sturm besonders heftig war, liefen wir auf Lazlo Barta auf. Lazlo, ein ungarischer Dauerbrenner, der fast jeden Lauf im nahen Osteuropa schon gefinished hat. Diese Troika sollte sich für uns beide als Glücksgriff erweisen. Lazlo navigierte uns ohne auch nur einmal anzuhalten, dank GPS-Gerät, durch die verschneiten Wälder Böhmens. Da das Teilnehmerfeld schon ziemlich auseinander gezogen war und kaum noch Stirnlampen den Weg weisen konnten, befanden wir uns hier in bester Gesellschaft. Nach der ersten Verpflegungsstelle bei km 25 waren wir froh nach weiteren 30 eine warme Suppe in einer Gaststätte einnehmen zu dürfen und uns ein wenig aufzuwärmen. Es war bereits 4 Uhr morgens und unser Focus lag nur darauf dem Ungarn und seinen Navigationskünsten solange wie möglich folgen zu können, nur so würden wir problemlos durch die Nacht kommen. Ulf fragte mich zwischenzeitlich ob wir es auch ohne Lazlo schaffen würden den Weg zu finden um ein wenig das Tempo zu drosseln. Ich antwortete darauf, dass wir nach Sonnenaufgang gerne unseren eigenen Stiefel laufen könnten, aber so lange es dunkel ist sollten wir uns auf Gedeih und Verderb an seine Fersen hängen, es waren ja nur noch 2-3 Stunden. Die Nacht war noch nicht zu Ende da fiel mir auf, das es auf einmal total windstill geworden war und der Himmel den Blick auf die Sterne frei gab. Die Temperaturen sanken dementsprechend tiefer in den Keller und die aufgehende Sonne konnte dies in den Morgenstunden auch nicht ändern. Zu allem Überfluss gesellten sich ca. 18 km vor dem 80km Checkpoint zwei weitere Ungarn und ein Tscheche zu uns. Das hohe Tempo wurde nun straffer und bergauf hatte ich nun erhebliche Probleme zu folgen. Die Kraft die ich aufbringen musste um die verlorene Distanz in den Downhillpassagen und in den Flachstücken zu kompensieren, um nicht alleine im Wald zu stehen, war enorm. Ich wusste, dass ich bei diesem Tempo keinen Meter weiter als die 80 km wollte. Am vorletzten Berg, kurz vor Králův Dvůr war es dann um uns geschehen. Im Anstieg konnte ich nicht mehr folgen und hatte auf den letzten 7 km bei Tageslicht auch nicht mehr die Ambitionen darauf. Ulf ging es ähnlich und so trabten wir die letzten Kilometer in die Sporthalle von Králův Dvůr. Mit der Zeit von 11:42 Stunden für die Distanz bei 2.650hm waren wir mehr als zufrieden. Auf weitere 65 km für die Jubiläumsausgabe des Pražká Stovka hatte ich zu diesem Zeitpunkt kein Interesse mehr. Meine Komfortzone hatte ich auch schon bei der Bambinidistanz verlassen und war froh dieses Mal keine weiteren 12 Stunden in der noch so schönen, aber kalten und nassen Umgebung verbringen zu müssen. Auf der Rückfahrt zum Ausgangspunkt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln hatten wir dank einer bunten internationalen Truppe viel Gesprächsstoff.
 



 

Fazit: Wer auf der Suche nach einem Trailrunningabenteuer in Mitteleuropa mit viel Autonomie ist, mit den Naturgewalten im Dezember spielen mag und sich mit dem einfachsten aber voll ausreichenden Servicepaket begnügen kann, der ist beim Pražká Stovka gut aufgehoben. Bei einem Startgeld von nur 300 CZK (ca. 12€) und guten Verkehrsanbindungen ist Prag auch im Dezember eine Reise wert.


Ein paar technische Daten zum Lauf:
Streckenangebote: 25 / 50 / 65 / 80 / 145 km
Insgesamt 2013 ca. 300 Teilnehmer, von denen 123 die 145 km absolvierten
mehr dazu  unter http://www.dalkovepochody.cz/ps2013.english.htm