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Monte Cevedale, 3.769 m, Ortlergruppe, Südtirol

Der Cevedale, ein imposanter und relativ einfach zu ersteigender vergletscherter Gipfel im Ortlergebiet, war schon lange auf der alpinen Wunschliste von uns, Franz und Volker, zu finden und am 26. Juli 2010 wollten wir dieses hohe Ziel nun endlich in Angriff nehmen. Bestes Wetter war für mehrere Tage angesagt und so starteten wir ab Sulden, bei strahlendem Sonnenschein, mit der Schaubach-Seilbahn zu unserem Ausgangspunkt, der Schaubachhütte. Mit der Seilbahn erspart man sich ca. 715 recht stramme Höhenmeter im Aufstieg, die locker 2 1/2 Stunden in Anspruch nehmen.

Gut gelaunt arbeiteten wir uns durch steile Geröllhänge zum Suldenferner hinauf und konnten dabei auch Blicke auf die Königsspitze-Nordwand (links) und auf den Hintergrat des Ortler (rechts) riskieren. Das sich das Himmelblau immer mehr hinter dicken Wolken versteckte, störte uns zunächst recht wenig.

Der Suldenferner (links) verlangte auf den ersten, sehr steilen 300 m unsere vollste Konzentration. Blankeis ist nicht unbedingt nur Spaß! Deshalb auch keine Fotos! Aber das Problem war bald gemeistert und in leichter Kletterei ging es zum Eisseepass hinauf (rechts).

Der Himmel war nun schon heftig zugezogen und am Eisseepass wehte auch ein eisiges Lüftchen. Die Gams störte das wenig. Natur-Fell ist wahrscheinlich immer noch besser als mehrlagiges Gore-Tex! Im Bild rechts die Suldenspitze (3.376 m), welche wir am Folgetag im Abstieg mit "abknipsen" wollten.
Der Weg vom Eisseepass zur Casati-Hütte ist gesäumt von alten Kriegsstellungen, Munitionskisten, Stacheldraht... Kein schöner Anblick! Wer weiß wie viel Blut in diesen eisigen Höhen einst vergossen wurde? Unser Ziel war aber nun erstmalig und leider auch letztmalig für uns zu sehen. Im Bild rechts, von links nach rechts, die Nördliche Zufallspitze (3.700 m), Südliche Zufallspitze (3.757 m) und Monte Cevedale (3.769 m / N 46° 26.630' - E 10° 37.010'). Würde alles nach Plan laufen, könnten wir also an einem Tag 4 Gipfel ersteigen!
Die Casati-Hütte empfing uns dann schon mit Schneeschauern und stürmischem Wind. Die zu umgehenden Stacheldraht-Barrikaden schützen das Gemäuer noch heute vor einer zu schnellen Erstürmung ;o)
In einer letzten sonnigen Phase dieses Hochsommertages inspizierten wir noch ausgiebig die alten Geschützstellungen in Hüttennähe, bevor wir uns im warmen Gastraum der spärlich besuchten Hütte einnisteten. Das Hüttenpersonal gab sich große Mühe mit den wenigen Gästen und mit einem Deutsch-Italienisch-Englisch-Französisch-Hand und Fuß-Gemisch bekamen wir auch das vorgesetzt, wonach unserem Gaumen gelüstete. Interessant waren die wirklich in jeder Ecke der Hütte aufgehängten Verbote und Anweisungen!
Um 5.30 Uhr in der Frühe klingelte uns der Wecker aus dem Schlaf. Schnell das Fenster auf und nach dem Wetter schauen (links)! Keine gute Idee! Schon lag ein gefühlter halber Kubikmeter Schnee in unserer Kammer! Sch.... Schneesturm, White-Out, -4°C..., das hatten wir uns anders vorgestellt! Nach dem spartanischen Frühstück ging es raus in die lausige Kälte. Keine Gipfel-Chance heute, nicht mal auf einen einzigen Gipfel! Also zurück ins Tal. Wir kämpfen uns zum Eisseepass zurück. Ein mühseliges  Unterfangen. Über uns weiß, vor uns weiß, neben uns weiß, hinter uns weiß und unter uns sowieso weiß! Dank Kompass und einiger markanter Punkte finden wir den Weg. Aber über den Suldenferner bei diesem Wetter hinab ist uns dann doch zu riskant. Bleibt nur der lange Weg über Zufallhütte und Madritschjoch. Aber auch der will erst mal gefunden sein. Unterhalb 3.000 m sind die Wolken nicht mehr so dicht und wir finden endlich auch unseren ersehnten Wanderweg (rechts).

An der Zufallhütte machen wir eine ausgiebige Pause, denn Kraft zu schöpfen ist jetzt oberstes Gebot. 1.000 Höhenmeter haben wir uns schon bergab bemüht, jetzt geht es wieder 850 Höhenmeter hinauf. Das Wetter scheint sich zum Glück zu bessern, als wir uns, mit Vinschgern und Speck gestärkt, auf den Weiterweg machen.

Die Wetterverbesserung war nur ein Schein. Schon bald hatte uns der kalte Wind mit waagerecht fallenden Schneeflocken wieder in Besitz genommen. Sicht am Madritschjoch ca. 10 m! Kein Genuss, also schnell weiter zur Schaubachhütte und per Bahn hinunter nach Sulden. Auf die Strapazen gönnen wir uns gleich mal einen Capuccino, während vor der Gasthaustür die Regentropfen gnadenlos trommeln.
Auf der Heimfahrt, schon nach wenigen Kilometern in Gomagoi, da hatte uns der Sommer wieder! Blauer Himmel und sengende Hitze. Nicht zu verstehen! Der Cevedale aber hat uns die Zähne gezeigt, hat uns abgewiesen! Diesmal! 
Die technischen Daten:
unser Start war an der Schaubachhütte, (Bergstation der Schaubach-Seilbahn) 2.581 m
über den Eisseepass, 3.214 m
zur Casati-Hütte, 3.269 m
zurück bis Eisseepass, 3.214 m
von dort am Nordrand des Langerferners ostwärts absteigend
zur Zufallhütte, 2.265 m
nordwestlich aufsteigend durch das Madritschtal
zum Madritschjoch, 3.123 m
und von dort hinab zur Schaubachhütte, 2.581 m
Aufstieg bis Casati-Hütte: 2:15 Std. (mit ca. 10 min Pause)
Abstieg ab Casati-Hütte: ca. 7:30 Std. (mit längeren Pausen)
Gesamtstrecke unserer Tour ca. 23 km

Sulden erreicht man von Bozen über Meran kommend/ bzw. vom Reschenpass kommend. Großer Parkplatz an der Talstation der Schaubach-Seilbahn

Charakter:
Eine sehr schöne, lange und teils anstrengende Gletschertour mit ein wenig einfacher Kletterei.

Karten / Literatur:
Tabacco - Topographische Wanderkarte, Blatt 08 - Ortlergebiet
Hochtouren Ostalpen, Edwin Schmitt / Wolfgang Pusch, Bergverlag Rother,ISBN 3-7633-3010-0

Ausrüstung:
komplette Gletscherausrüstung

Unterkunft:
diverse Möglichkeiten, in diesem touristisch extrem gut erschlossenen Gebiet
(z.B. in Sulden, Gomagoi, Stilfs...)

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